Verspannungen? Selbstmassagen? Torticollis? Bezold-Abszess? Hier ist eindeutig ein Experte gefragt! Vor allem auch dann, wenn es um einen Muskel geht, der kaum auszusprechen ist. Richard Langmair, Wahl-Physiotherapeut aus Linz, stand uns mit Rat und Tat zur Seite. Näheres erfährst du in unserem Exclusiv-Interview:
Richard, in einem unserer letzten Blog-Beiträge ging es um den Musculus sternocleidomastoideus, unseren großen Kopfwender/-nicker. Dieser Muskel neigt oft zu Verspannungen – welche Gründe gibt es dafür?
Richard: Die Ursachen hierfür liegen vor allem in einem Bewegungsmangel, durch zu viel sitzende Tätigkeiten oder einseitige Belastungen (z.B.: Kopfhaltungen nach hinten gekippt bei Malerarbeiten oder beim Klettern). Doch auch Zugluft, Stress oder ungünstige Kopfpositionen beim Schlafen können Verspannungen auslösen. Wichtig ist es aber den Musculus sternocleidomastoideus in der Praxis nie isoliert zu betrachten. Der gesamte Hals-, Nacken-. Kiefer- und Schulterbereich sollte bei Problemen ebenfalls mitbehandelt werden. Auch Magen- oder Darmbeschwerden können laut TCM (= Traditionelle Chinesische Medizin) mit diesem Muskel in Zusammenhang gebracht werden. Deshalb steht eine ganzheitliche Betrachtung an oberster Priorität.
Gibt es Massagen, die man bei Verspannungen ausgelöst durch den Musculus sternocleidomastoideus, selbst anwenden kann?
Richard: Selbstmassagen sind hier keinesfalls ratsam, da in diesem Bereich wichtige Gefäße durchlaufen – allen voran die Arteria carotis communis, unsere Halsschlagader. Im schlimmsten Fall kann es bei Durchführung von Selbstmassagen zu Ohnmachtsanfällen kommen. Besser sind hier Lockerungsübungen. Durch diese wird die Durchblutung erhöht, die Bewegungsumfänge verbessert und eine weichere Muskulatur erzielt.
Im Rahmen unserer Recherche sind wir immer wieder auf den Begriff Torticollis gestoßen. Wie entsteht dieser und was kann man vorbeugend tun, um ein Auftreten zu verhindern?
Richard: Mit Torticollis ist ein sogenannter Schiefhals gemeint. Das Auftreten ist oft unklar und kann muskulär angeboren sein. Es liegt eine Verkürzung des Musculus sternocleidomastoideus vor. Diese Verkürzung entsteht entweder vor oder während des Geburtsvorganges. Hierbei sollte bereits bei Säuglingen mit einer physiotherapeutischen Behandlung begonnen werden.
Wenn man bereits einen Torticollis – also Schiefhals hat, welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Richard: Generell tritt ein Schiefhals sehr selten auf. Da es aber unterschiedliche Ursachen für die Entstehung gibt (z.B.: muskulär, ossär durch knöcherne Veränderungen, infektiös, rheumatisch, …), muss die Therapie immer individuell angepasst werden. Diese reicht von Krankengymnastik über Operationen bis hin zur Medikamenteneinnahme.
Was ist der sogenannte „Bezold-Abszess“? Ein weiterer Begriff, der uns ins Auge gestochen ist.
Richard: Das ist ein Abszess, welcher vom Processus mastoideus (= Warzenfortsatz) in den Musculus sternocleidomastoideus bricht. Ein Abszess der meist durch eine Mittelorhrentzündung verschleppt wird und sehr selten auftritt.
Was für eine interessante Fragerunde mit unserem Mann der Stunde. SaVie sagt recht herzlichen Dank für dieses aufschlussreiche Gespräch bei: